Lieblingszitate bleiben im Kopf

Was hat das Zeug zum Lieblingszitat?

Welches ist dein Lieblingszitat? Diese Frage wird mir als Autorin relativ häufig gestellt, und ich kann sie auch sehr gut verstehen, denn ich liebe Zitate ja selbst. Doch ein ultimatives Lieblingszitat kann ich dir nicht nennen. Meinen Newsletterabonnenten schicke ich immer ein Zitat des Monats, daraus kannst du schon erkennen, wie groß mein Fundus an griffigen Zitaten ist. Doch was macht ein gutes Zitat für mich überhaupt aus?

1. Ein gutes Zitat ist knackig und kurz

Längere Passagen laufen für mich nicht unter Zitat, sondern unter Schnipsel. Ein Zitat prägt sich ein, man kann es sich gut merken und im besten Fall sogar in einem Gespräch anbringen. Es bringt einen komplexen Gedankengang mit ein paar Worten auf den Punkt.

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2. Ein gutes Zitat vermittelt eine gewisse Stimmung

Stimmung und Atmosphäre sind bei einem Roman enorm wichtig. Sie entscheiden darüber, welches Buch ich zu welchem Zeitpunkt lese. Deshalb liebe ich Zitate, die die Tonalität wiedergeben. Sind sie frech, geheimnisvoll, spannend, heiter, tiefgründig? Oder gar eine Kombination daraus?

Und genau so läuft es, Julian, es ist tabu. Können Sie sich das merken, oder muss ich Ihnen ein Memo schreiben?

3. Ein gutes Zitat verrät etwas über die Charaktere

Keine zwei Menschen sprechen völlig gleich, und Zitate sind daher schon gar nicht austauschbar. Sie erzählen etwas über den Sprecher und charakterisieren die Figuren, über die gesprochen wird.

Ab ins Haifischbecken. Wie groß war die Überlebenschance für eine kleine Sardine?

4. Gute Zitate eignen wir uns an

Zugegeben, hier bin ich durch meine intensive Schiller-Lektüre geprägt. Er ist der Meister der geflügelten Worte, die sogar in unseren alltäglichen Sprachgebrauch einfließen. Oder wusstest du, dass »Ich kenne meine Pappenheimer« ebenso aus einem Drama von Schiller stammt wie »Dem Manne kann geholfen werden«, »Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen« oder »Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt«?

Beim Poker gewinnt nicht der mit dem bessern Blatt, sondern der mit den besseren Nerven.

5. Die besten Zitate sind Sentenzen

Und weil ich schon bei Schiller bin: Seine Sentenzen sind grandios, und ich wünschte, ich könnte ebenfalls eine Weisheit in so griffige Worte fassen wie er. »Es wächst der Mensch mit seinen höhern Zwecken« oder »Mach es wenigen recht, vielen gefallen ist schlimm« sind nur zwei Beispiele dafür.

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In gelungenen Zitaten zeigt sich das Besondere

Ohne Sprachkunst und Verdichtung sind gute Zitate nicht zu haben. Banales oder Oberflächliches rauscht bei einem Ohr herein und beim anderen wieder hinaus, sie bleiben nicht hängen. Es sind die schönen Formulierungen und bemerkenswerten Sätze, die in Erinnerung bleiben. Sätze, die etwas aussagen. Die dich noch länger beschäftigen. Warum sonst solltest du ein Zitat weitergeben oder es dir merken? Es muss also einen Mehrwert bieten, und der kann in der Eindringlichkeit der Sprache ebenso liegen wie in der Aussage selbst. Im Idealfall sogar in beidem.

Zitate entstehen in Sternstunden beim Schreiben

Ein guter Werbetexter könnte Zitate möglicherweise planen, aber frage nicht, wie viele Versuche er für den einen, knackigen Slogan benötigt. Bei mir sind die Sätze mit Zitatqualität Zufallsprodukte, alles andere würde viel zu gezwungen wirken.

Erst im allerletzten Durchgang, wenn ich nur mehr den Lesefluss in einem Roman überprüfe, gehe ich mit dem Leuchtstift drüber und markiere mir diese griffigen Sätze. Sie entstehen vollkommen absichtslos, während des normalen Schreibprozesses und der Überarbeitung. Es sind Geistesblitze, die meistens aufflammen, wenn ich Dialoge oder Gedankenrede schreibe. Die meisten entstehen also aus einer Redesituation heraus.

Hast du Lieblingszitate? Was gefällt dir an Zitaten besonders und wann erzählst du sie weiter?