
Im Dienste des Marchese
(Lesezauber interviewt Giacomo)
Giacomo begleitet den Marchese auf seinen Reisen und ist nicht nur der Sidekick in den Romanen, sondern einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Kammerdiener, Sekreträr, Vertrauter und Freund. Lesezauber bat ihn anlässlich der Blogtour zu „Der Schwur der Schlange“ zum Interview.
Wie kam es dazu, dass du dem Marchese dienst?
Das war eine ganz verflixte Geschichte in Venedig. Da gab es diese Alessa, ich sage dir, ein sehr appetitliches Frauenzimmer. Ihren großen, unschuldigen Augen widerstehen wäre ein Verbrechen an der gesamten Weiblichkeit gewesen. Unsere Nacht war leidenschaftlich, zu dumm nur, dass am nächsten Tag die gesamte Barschaft von Signor Carducci gefehlt hat. Das war nämlich mein damaliger Herr. Alessa war futsch und ich hatte die Meute am Hals. Wenn der Marchese mir nicht bei der Flucht geholfen hätte, wäre das ganz böse für mich ausgegangen. Und wer stellt schon einen angeblichen Dieb ein? Aber der Marchese nahm mich in seine Dienste.
Welche Charaktereigenschaft magst du überhaupt nicht an ihm?
Nichts gegen Temperament, aber wenn er wütend wird, gehe ich lieber in Deckung. Und dass er so ein Theater um Kinder macht, ist auch so eine Sache. Er mag sie nicht, und wenn er über ihre Spielsachen stolpert oder sie ihm beim Spielen vor die Beine laufen, kann er richtig ungehalten werden.
Welche sehr?
Wie viel Zeit hast du? (Giacomo grinst verschmitzt) Sein tollkühner Mut ist manchmal sehr anstrengend, aber er würde mich nie hängen lassen. Wie viele Herren kennst du, die einen Diener ihren Freund nennen? Er behandelt mich immer anständig und er hat einen ausgesprochenen Beschützerinstinkt.
Wie findest du die Beziehung des Marchese?
Madonna mia, hat das gedauert, bis er sich endlich verliebt hat! Aber was für eine Frau! Die Klügste von allen. Er braucht genau so eine, und es hat ihn richtig erwischt.
Aus welchen Gründen würdest du ihm den Dienst verwehren?
Aus keinem, dem Marchese werde ich nie untreu, nie im Leben. Er weiß immer, was er tut, und er würde mir nie schaden. Er steht sich zwar manchmal selbst im Weg, aber von mir verlangt er nie etwas, was ich nicht erfüllen kann.
Gab es ein einschneidendes Erlebnis mit dem Marchese, was du niemals vergessen wirst?
Von Alessa habe ich dir ja schon erzählt. Wenn er schwer verletzt ist, geht es mir immer an die Nieren. Aber wie er sich Schritt für Schritt verliebt hat, werde ich nie vergessen. Damals standen sogar Tränen in seinen Augen.
Wie sähe dein Leben aus, wenn du ihm nicht mehr dienen würdest?
Ich würde in einer kleinen Hütte sitzen, mit einer hübschen Frau und ganz vielen Kindern um uns herum. Mit denen würde ich herumtollen, und wenn sie schlafen, dann … (Er zwinkert.) Du weiß schon: amore. Ohne amore kann ich nicht leben.
Du liebst viele Frauen. Ist dir die „Eine“ noch nicht begegnet?
Darüber denke ich lieber nicht nach, denn ich muss sie ja sowieso sitzen lassen, wenn der Marchese einen neuen Auftrag bekommt. Da gab es schon wen, aber ich fürchte, die ist nicht mehr sonderlich gut auf mich zu sprechen.
Hättest du gerne Kinder?
Certo! Ich bin Italiener, wir lieben Kinder. Na gut, den Marchese ausgenommen. Ich will mindestens sechs bambini, je mehr, desto besser.
Stell dir vor ihr würdet die Rollen tauschen, wie würdest du dich ihm gegenüber verhalten?
Ich glaube, ich würde dauernd lachen. Manchmal spielt er einen Kutscher oder einen Knecht, und wenn ich ihm dann Beine mache, kann ich kaum ernst bleiben. Das Schönste wäre, dass ich länger schlafen könnte als er. Aber um die Kleider kümmere ich mich selber, denn mit Nadel und Zwirn ist er nicht einmal halb so geschickt wie mit dem Degen. Rasieren dürfte er mich, mit Messern kann er gut umgehen. (Giacomo zieht dabei lachend einen Finger quer über seine Kehle, als würde er sie durchschneiden.)
Was glaubst du, wie wichtig bist du für den Roman?
Ich habe zwar nur eine Nebenrolle, aber die ist sehr wichtig, vielleicht sogar unentbehrlich. Ich bin der einzige Vertraute des Marchese, mit mir kann er alles besprechen, ganz egal, ob es um Liebesangelegenheiten oder um seine Missionen geht. Und ich bringe in die viele Aufregung Humor. 😉
Würdest du eine Art „Spin off“ von dir lesen wollen?
Ein Buch nur für mich? Ich weiß nicht, so eitel bin ich nicht. Und ich bin ja auch ein Angsthase, da hat der Marchese schon recht. Stell dir einmal vor, was unsere Autorin mir zumuten würde, damit mein Buch spannend wird! Nein, ich glaube, ich verzichte lieber.
Was möchtest du Barbara Drucker immer schon mal sagen?
Dass sie den Marchese ganz schön hart rannimmt. Aber ich verzeihe es ihr, weil sie uns beide so sehr mag, ich weiß ja, dass auch ich zu ihren Lieblingsfiguren gehöre. Außerdem, dass sie genau meinen Humor getroffen hat, ich freue mich, verschmitzt sein zu dürfen. Humor ist ja oft so eine Sache. Und es ist echt anständig von ihr, mir immer eine resche Magd in unsere Quartiere zu setzen. Es ist mir eine Ehre, in ihren Büchern auftauchen zu dürfen, ich mag gar keine andere Autorin.
Was sollte sie an deiner Figur ändern?
Warum denn etwas ändern, bin ich nicht perfekt? (Er dreht sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis und präsentiert sich selbst lachend.)
Was gefällt dir am besten an dem Roman?
Das darf ich dir dummerweise nicht verraten, und mit den Geheimnissen des Marchese nehme ich es sehr genau. Sonst wäre ich ja ein schöner Vertrauter. Aber einen winzigen Hinweis kann ich dir geben: Ich mag die Szenen im Park und am Fluss.
Gibt es eine Lieblingsszene?
Drei. Meine Beichte war richtig lustig, der Pfaffe rauft sich wahrscheinlich immer noch die Haare. Über den Marchese als Kutscher kann ich immer wieder lachen, er ist einfach köstlich, wenn er einen Rüpel spielt. Na gut, über die anschließende Fahrt reden wir lieber nicht. Und dann die Szene am Fluss, die ich gerade erwähnte.
In diesen Büchern spielt Giacomo mit