
Fair ist eine Frage des Blickwinkels
(Bookaholicane im Interview mit Rodchenko und Merahwi)
Lieblingsszenen und Gesprächsführung verraten so einiges über den Charakter. Deshalb wollte ich dir auch Held und Gegenspieler im gemeinsamen Interview unbedingt zeigen. Bookaholicanes Blog gibt es zwar nicht mehr, das Gespräch zu dritt aber sehr wohl.
Bookaholicane:
Guten Morgen die Herrschaften.
Beide blicken mich nun an. Ich glaube sie haben mein Eintreten gar nicht bemerkt.
Bookaholicane:
Schön dass Sie sich die Zeit für mich nehmen!
Rodchenko:
Sie schon wieder! Haben Sie immer noch nicht genug Material? (Zu Merahwi:) Aber wenigstens ist sie etwas fürs Auge.
Merahwi ignoriert Rodchenkos sexistische Bemerkung ebenso wie die Tatsache, dass ich ohne Aufforderung eingetreten bin. Sein Blick ist gar nicht so stechend, wie ich mir das vorgestellt habe, sondern durch die dunklen Augen nur sehr schwer zu deuten. Er weist einladend zum Konferenztisch, auf dem schon Gläser und kleine Mineralwasserflaschen stehen.
Merahwi:
Bitte nehmen Sie Platz. Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Kaffee, Tee?
Er gibt meinen Getränkewunsch an seine Sekretärin durch, die bald darauf mit drei Tassen hereinkommt. Rodchenkos anzüglichen Blick kontert sie mit einem äußerst ironischen, der ihn sofort in die Schranken weist. Sie sieht nicht nur toll aus, sondern hat auch sichtlich die Männerwelt im Griff.
Bookaholicane:
Was genau ist das zwischen Ihnen beiden?
Rodchenko:
Etwas Geschäftliches.
Merahwi:
Herr Rodchenko sagt es. Wir verhandeln, nicht mehr und nicht weniger.
Rodchenko grinst hinterhältig.
Merahwi:
Mit harten Bandagen, doch es ist immer noch eine Verhandlung.
Bookaholicane:
Wir sind hier, um die Leser neugierig auf B. D. Winters neues Werk „Poker mit Hai“ zu machen. Was haben Sie darüber den Lesern zu sagen?
Merahwi:
Dass die Dinge nie so sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Und dass manche Männer vor nichts Skrupel haben.
Rodchenko:
Ach kommen Sie, der Anwalt wollte es doch nicht anders! Und die gierige Schlampe soll froh sein, dass ich mit ihr überhaupt noch rede.
Merahwi:
Wir wissen beide, warum Sie es noch tun, statt pragmatischere Lösungen vorzuziehen.
Merahwi ist etwas kleiner als Rodchenko, aber seine Persönlichkeit dominiert den Konferenzraum. Dabei spielt er sich nicht in den Vordergrund, er wirkt ganz im Gegenteil sehr elegant und zurückhaltend. Und seine Stimme ist ruhig, dunkel und äußerst angenehm. Ich wäre gerne an Julians Stelle, wenn er ihm mit diesem wunderschönen Bariton Zärtlichkeiten ins Ohr raunt.
Bookaholicane:
Welche Aufgabe nehmen sie beide in diesem Buch ein?
Merahwi:
Ich versuche, eine faire Trennungsvereinbarung auszuhandeln.
Rodchenko:
Von wegen fair! Meine Kinder wollen Sie mir wegnehmen!
Merahwi:
Ich habe Ihnen mehrfach vorgeschlagen, Ihrer Frau wenigstens das Besuchsrecht einzuräumen. Doch wenn Sie alles wollen, kann es gut sein, dass Sie auch alles verlieren.
Rodchenko:
Einen Teufel werde ich!
Bookaholicane:
Was gefällt Ihnen am besten an dem Buch?
Rodchenko:
(gehässig) Merahwis Gesicht, als er merkte, dass er mit mir nicht Schlitten fahren und ich auch andere Saiten aufziehen kann.
Merahwi:
(mit perfektem Pokerface und provozierend gleichmütigem Tonfall) Die Verhandlung im Anschluss an diese Szene.
Ein tiefer Blick signalisiert mir, dass ihm eine andere Szene weit besser gefällt, dass er die aber nie im Leben vor Rodchenko preisgeben würde. Und nach meinem Interview mit Rodchenko weiß ich, dass er damit unbedingt recht hat.
Ich merke, wie die Stimmung immer schlechter wird. Bevor ich jedoch in die Schusslinie komme, grinse ich die beiden an und reiche meine rechte Hand.
Bookaholicane:
Es war mir eine Freude, Sie heute zu treffen. Aber leider habe ich einen Termin vergessen, den ich unbedingt wahrnehmen muss. Deshalb verabschiede ich mich an dieser Stelle und freue mich auf ein baldiges Wiedertreffen.
Rodchenko:
Sie schulden mir immer noch die Antwort auf meine Frage.
Merahwi:
(wirft ihm einen abfälligen Blick zu) Ich begleite Sie noch zur Türe.
Er bringt mich vor zum Eingang und verabschiedet sich von mir mit einem festen Händedruck.
Merahwi:
Danke für Ihre Bemühungen für unser Buch. Und versuchen Sie, diesen Rüpel zu vergessen. Manche Männer sind eine Schande für unser Geschlecht.
Ich verabschiede mich noch einmal von ihm. Seine Lieblingsszene hat er mir immer noch nicht verraten. Ich schwanke zwischen Spaghetti und Dusche, aber das wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben.
Über dieses Buch unterhalten sie sich
Bildcredits:
Viktor Rodchenko: © Ysbrand Cosijn/Shutterstock
Alexander Merahwi: © photography33/Depositphotos.com