Julian Melnik aus Tanz der Ikonen über die DSGVO in einer nicht ganz legalen Firma

DSGVO bei Merahwi & Martin (Shark Temptations 2.0)

Weil ihre Autorin (also ich) im Moment mit dem ganzen technischen und administrativen Kram beschäftigt ist, anstatt an Shark Temptations 2 weiterzuschreiben, haben Julian und Merahwi gerade eine Auszeit. Doch Merahwi war unbeschreiblich großzügig und hat eingewilligt, euch einen kleinen Einblick zu geben, wie das Thema DSGVO in seinem Unternehmen gelöst wird. Gleich mal vorweg, er machte das nicht auf den letzten Drücker wie ich, sondern seine Leute sitzen schon im Sommer 2017 dran und nützen die auftragsschwache Zeit, können also wesentlich entspannter an die Sache herangehen.

Sitzung des Projektteams zur DSGVO

Anwesend: Jan Kaminski (IT-Verantwortlicher), Julian Melnik (Recherche), Dana (Chefsekretärin)

Julian
Warum ist keiner unserer Juristen im Projektteam?

Dana
So schwer ist das doch nicht zu erraten. Die bekommen erst die offzielle Version zum Durchsehen.

Julian
Und wir machen die inoffizielle?

Dana
Wir machen Vorschläge.

Julian
Alles klar. Vorschlag Nummer 1: Datenschutzbeauftragter wird Jan. Wenn sich einer mit personenbezogenen Daten auskennt, dann er.

Jan
Und das qualifiziert mich für Papierschlachten und Paragrafenreiterei? Ich habe mit Bits und Bytes zu tun, nicht mit solchen Konvoluten, die eh keiner lesen kann.

Julian
Auch wieder wahr. Außerdem hieße das, den Bock zum Gärtner zu machen.

Jan
Du könntest Datenschutzbeauftragter sein, Doc.

Dana
Das kann er nicht. Der Hai besteht darauf, dass er in nichts verwickelt ist, das nicht hundertprozentig legal ist.

Julian
Also bleiben nur Sie übrig.

Dana
Das sieht der Chef auch so. Wir müssen diese Geschichte einfach faken.

Julian
Oh Mann! Einmal möchte ich erleben, dass der Hai kein doppeltes Spiel treibt. Also dann, basteln wir an der hehren Fassade. Was haltet ihr von folgendem Einleitungstext auf der Website: „Wir nehmen den Schutz Ihrer Daten sehr ernst.“

Dana
Das klingt gut, genau das, was unsere Kunden hören wollen.

Jan (grinst)
Sehr ernst nehme ich ihn auch. Wenn ich daran tüftle, ihn auszuhebeln.

Julian
Wenn ich dieses Rechtskauderwelsch richtig lese, heißt das ja vor allem, dass wir die Daten schützen müssen, die uns jemand gibt.

Jan
Die? Die sind besser verschlüsselt als die amerikanischen Atomcodes.

Dana
Genau das wollte ich hören.

Julian
Wir brauchen Kategorien betroffener Personen. Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, Websitebesucher, fällt euch sonst noch etwas ein?

Jan
Braucht ihr mich wirklich für diesen Mist?

Dana
Ja, tun wir. Weil nur du die Beschreibung der organisatorisch-technischen Maßnahmen hinbekommst.

Jan
Ich hab’s befürchtet.

Julian
Wir gehen also die Verhandlungsstrategie durch und lassen das andere aus. Das X-Laufwerk zum Beispiel.

Jan
Und die Server in meinem Zimmer.

Julian
Wo haben wir noch welche?

Dana
Die offiziellen sind in der Kammer neben dem Kopierraum. Aus genau solchen Gründen.

Julian
Ihr habt die DSGVO bereits kommen sehen?

Jan
Die nicht. Aber Besuche von Behörden, wenn einer meiner Hackerangriffe auffliegt.

Julian
Ist das schon einmal vorgekommen?

Jan
Ich sage nur CIA.

Julian
CIA? Wahnsinn! Ich versorg uns schnell mit Kaffee, und du erzählst mir jedes Detail!

Dana
Ob die CIA auch unter diesem Privacy-Shield-Abkommen abgedeckt ist?

Julian
Wir schicken doch keine Daten ins Drittland, wir klauen sie. 😉 Und jetzt entschuldigt mich, ich muss versuchen, ob ich einen Klammeraffen in den Milchschaum malen kann. Wir brauchen ein Branding für unsere Meetings. Und zu irgendwas muss diese DSGVO ja gut sein, dann eben zu Weiterbildung in Latte Art. 🙂

Während Julian den Klammeraffen übt, gehe ich in die nächste Runde. Denn ganz ehrlich? Romane schreiben ist viel spannender als dieses rechtliche Zeug. Sogar spannender als Hacken. 😉

Julian:
Geheimnisse, immer Geheimnisse! Ist es wirklich so viel verlangt, offen und ehrlich zu sein?

Marchese:
Offen und ehrlich ins Verderben zu laufen?

Merahwi:
Und vor allem offen und ehrlich andere in ihr Unglück zu stürzen?

Julian:
Unglücklich bin ich nur, wenn ich diese Offenheit vermisse.

Marchese:
Wenn Sie vertrauen, akzeptieren Sie die Geheimnisse Ihres Partners.

Gräfin:
Nur dass man sich Vertrauen durch Offenheit erwirbt.

Julian:
Ganz meine Rede.

Merahwi:
Das ist die Katze, die sich in den Schwanz beißt. Entweder du vertraust, oder du stellst Bedingungen für dein Vertrauen. Dann ist es aber kein Vertrauen mehr.

Julian:
Und du glaubst jetzt wirklich, dass du mit rhetorischen Spitzfindigkeiten meine Meinung ändern kannst?

Merahwi:
Wie könnte ich! Auch wenn die Geheimnisse deinem Schutz dienen.